Mobile Käse Produktion: Das ist erst der Anfang.

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AILEEN & LLOYD ZUMSTEIN, UNTERNEHMER & GESCHWISTER

Von Aileen & Lloyd will ich wissen, ob die Arbeit als Geschwisterpaar mehr Chance oder Nerv-Potential birgt, und an welchen Eckpfeilern sich Bruder & Schwester punkto Kommunikation und Entscheidungsfindung untereinander orientieren.


 

Bislang habe ich Aileen Zumstein als Kommunikationskollegin wahrgenommen. Anfangs/Mitte dieses verrückten Jahres 2020 dann quasi das Geschwisterliche-Comingout: Ein «Alp-Käse-Startup», das die beiden in kürzester Zeit hochgefahren haben.

In dieser Interview-Reihe stelle ich nicht Produkte oder Dienstleistungen ins Zentrum. Mich interessiert der Blick hinter die Kulissen, dorthin wo Motivation, Kraft, Zweifel, Herausforderungen und richtungsweisende Erkenntnisse verborgen sind. Besonders spannend dünkt mich das Geschwistern-Setting im Geschäftsalltag (vgl. auch Let’s Talk mit Tibits und Vigilitech):

 

Isabelle: Stand der Wunsch nach «Family-Business-Affairs» schon länger im Raum?

Aileen: Wir verbringen gerne Zeit zusammen, wir haben gleiche Werte und Haltung und geniessen sehr hohes Vertrauen, aber dass man ein gemeinsames Business aufzieht, stand nicht im Zentrum.

Lloyd, Business mit der «Schwö». Kann das gut gehen?

Lloyd: Auf jeden Fall. Wir teilen dieselben Werte, kennen uns in und auswendig, haben Verständnis für einander und ergänzen uns perfekt. Bedingung ist natürlich, dass man eine sehr gute und enge Beziehung zueinander hat. Das war und ist bei uns sowie in unserer Familie zu 100% der Fall.

 
 
Aileen, Lloyd und Isabelle im Covid-konformen Talk Gespräch.

Aileen, Lloyd und Isabelle im Covid-konformen Talk Gespräch.

Dann lasst uns doch Mal eintauchen in unser Thema: “Unternehmertum & Family Affairs.” Wie beschreibt Ihr diesen Balance-Akt von Privat & Geschäft? Wie geht Ihr damit um?

Beide: Privates und Business trennen, das geht nicht wirklich. Als Geschwister mit sehr gutem Verhältnis teilt man praktisch alles und immer, und grad, wenn man sich privat trifft, ist das Business auch immer ein Thema. Das muss aber nicht ein Problem oder eine Herausforderung sein, wir sind es uns einfach bewusst, das ist schon mal gut.

Ich höre hier sehr viel Geborgenheit und Vertrauen heraus?

Ja. Das ist so. Weil man sich unter Geschwistern sehr gerne hat, will man das Gegenüber auch schützen, nicht verletzten und nimmt dann ev. mal Rücksicht was nicht zwingend der bessere Weg ist. Hier die gute Balance zu finden, das bleibt ein Thema zum dran arbeiten.

Und wenn Mal nicht alles rund läuft?

Wenn das Gegenüber mal nicht in Höchstform ist und ein Tief hat, dann nimmt einem das auch stärker mit, weil es diese Geschwisterliebe gibt.

 

“Kein Blatt vor den Mund nehmen. Als Unternehmer und Geschwister ist das essenziell.“
Aileen Zumstein und Lloy Zumstein, Geschwister und Gründer von Cheesus


 

Wird «Monalp» Eure neue Lebensaufgabe oder bleibt es ein «Nebenjob?»

Aileen: Als Unternehmer gibt es keinen Nebenjob sondern die Frage in welcher Firma investiert man wo wie viel Zeit und Energie. Mein Engagement und meine Zeit für Monalp soll und wird zunehmen.

Lloyd: ich bin seit November 2019 voll und ganz bei und für die Monalp unterwegs, das ist die erste Firma, die ich aufbaue und weiterentwickeln möchte. Cheesus ist unser erstes Produkt und wir entwickeln laufend weiter.

Ihr seid also Startup und Familienunternehmen zugleich. Habt Ihr die Ambition, ein traditionsreiches Familienunternehmen zu gründen?

Unsere Ambition ist das Business: wir wollen und werden viele (Schweizer) Alpen und ihre Betriebe mit einer mobilen Käserei resp. mobilen Lösung ausstatten und generieren damit für sie zusätzliche Wertschöpfung. Das ist unsere Ambition, ob daraus ein traditionsreichen Familienunternehmen wird, oder eher ein Family-and-Friends Company o.ä., das werden wir sehen.

Was klappt gerade aufgrund der geschwisterlichen Nähe besonders gut?

Auf diese Frage antworten meine Gesprächspartner sehr sehr vielfältig und ich finde natürlich den Kommunikations-Aspekt sehr spannend:

  • Schnelle und sehr direkte Kommunikation: Wir nehmen kein Blatt vor den Mund, auch wenn man anderer Meinung ist, oder etwas nervt, dann spricht man das gleich aus.

  • Offene Kommunikation: man kann ohne Zweifel über alles reden, auch über Sorgen

  • Grenzenloses Vertrauen

  • Gemeinsame Werte: mit denen man aufgewachsen ist, sind ein wertvolle Basis

  • Spass: Wir lachen viel, wir können uns gegenseitig motivieren und haben viel Spass zusammen zu sein, weil man gerne beisammen ist

  • Aufgabenaufteilung: Man kennt die gegenseitigen Stärken und Schwächen und kann dementsprechend Tasks sehr rasch und effizient aufteilen

  • Sorge tragen: Man motiviert sich gegenseitig abzuschalten, Breaks zu machen und springt ohne Nachdenken für den Anderen ein wo möglich.

Nun gut. Bestimmt gibt es auch Aspekte, die gerade aufgrund dieser Nähe ein wenig mühsamer sind?

Nein. Mühsamer ist es nie. Ich finde echt nichts, das es mühsamer machen würde. Wir sind direkter im Umgang und es widerspiegelt sich in unserer Kommunikation und im Umgang auch immer unsere Familienkultur. Wir geniessen es beide, dass wir so sein können, wir wir sind.

Themenwechsel: Wie kommt Ihr zu Entscheidungen? Ist das immer klar und einfach?

Wir haben eine sehr starke Diskussions-Kultur. Auch innerhalb des Verwaltungsrates. Das ist ein klar organisatorisches Konstrukt. Die operativen Entscheidungen fällt Lloyd, er ist der Geschäftsführer.

Dass dies so einfach möglich ist, liegt klar daran, dass wir auf unser geschwisterliches Vertrauen aufbauen können.

Und zum Abschluss: Ihr beide blickt auf eine berufliche Karriere fernab der Familie zurück. Was sind Eure Stichworte, die für den Unterschied zwischen «Family-Business» & «Normalem Business» stehen?

  • No politics

  • Stetige Ehrlichkeit und Transparenz

  • Man lebt Werte, statt sie niederzuschreiben

  • Man kann sich selber sein, man muss sich nicht verstellen, bad mood erlaubt

  • Rücksichtnahme, kein Platz für Egoismus

© - 2020 Autorin: www.isabelle-sailer.ch