Geglückter Generationenwechsel

 
Geglückter Generationenwechsel

Der Generationenwechsel ist geglückt. Doris Ruckstuhl übergibt an Isabelle Sailer // März 2024

 

 

Wie meistert man einen „Generationenwechsel“? Doris Ruckstuhl und ich haben diesen Weg voller Neugier, gegenseitiger Grosszügigkeit und viel Vertrauen beschritten. Ein Erfahrungsbericht.

“JA. Ich will.”

Per März 2024 habe ich das Geschäft von meiner geschätzten Berufskollegin Doris Ruckstuhl (Organisationsberaterin und Coach) übernommen. Sie zieht sich aus dem Berufsleben zurück und ich übernehme. Eine Geschäftsübernahme steht für ein bewusstes „Ja“ zu Kontinuität, Durchhaltewillen, neuen Fragestellungen, Entwicklung und damit auch zu Veränderung. Letzteres sollte als Prozessbegleiterin und Coach ja meine Kernkompetenz sein…


So viel vorweg: Ich fühlte mich in diesem persönlichen Veränderungs-Prozess nicht als Profi, sondern als Hauptdarstellerin im eigenen Changeprojekt. Manchmal überrumpelt und von nicht beeinflussbaren Faktoren gesteuert, terminiert und ausgeliefert. Und genau so oft gestärkt, voller Tatendrang und Umsetzungskraft.

Klare Ansage

Schnell wurde klar, dass ein „Vielleicht“ nicht ausreichen würde: Unser beidseitig herzhaftes “Ja” und somit volles Committment war wichtig. Das gemeinsame „Machen“ ermöglichte in der Folge eine vertrauensvolle Basis, welche für mich auch eine Integration des Neuen in mein familiäres und bestehendes unternehmerisches Umfeld ermöglichte - das war einer der Schlüsselelemente.

Zulassen, Loslassen, sich auf Neues einlassen

Veränderung zulassen musste zuerst Doris; dies nach 30 Jahren selbständigen und erfüllten Wirkens in der Schweizer Organisationsentwicklungs-Szene. „Per Ende 2023 soll Schluss sein. Ich suche eine Nachfolge.“; so ihre Ansage zu Beginn unseres Austauschs. Für sie war klar: „Einfach alles an den Nagel hängen und aufhören? Nein! Damit würde ich mir selber nicht gerecht. Irgendwie soll es weitergehen.“ Aber wie? Das wollten wir gemeinsam gestalten.

Als Team die Ablösung beginnen

Unser Ansatz war praktisch - und wir waren uns einig: Nur über gemeinsames Arbeiten konnten wir herausfinden, was nötig war, damit Doris loslassen und ich das Vertrauen ihrer Kundschaft gewinnen und somit übernehmen konnte. Zu Beginn klärten wir notwendige Formalitäten, um uns rasch auf die praktische Zusammenarbeit zu konzentrieren. Wichtig dabei war, dass wir uns darauf einlassen konnten, zuerst nochmals ein Team zu bilden, bevor wir uns ums Loslassen und Übernehmen kümmern konnten.

Gemeinsame Reflexion

Unsere gemeinsame Reflexionsarbeit half uns dabei, in verdaubaren Schritten voranzugehen und dabei zu beobachten, wie sich unsere Rollen und unser Verhalten und Auftreten im Laufe des Übernahmeprozesses veränderte: Doris zog sich immer mehr zurück. Ich übernahm und füllte ihren Platz mit meinem eigenen Stil, der dank unserer Zusammenarbeit und ihrem Mentoring nochmals an Profil und Eigenständigkeit gewinnen konnte.


Was bedeutet das für meine bestehende Kundschaft?

Es ist mein Anspruch, immer wieder selber zu erfahren, was Veränderung bedeutet und welcher Entwicklungsweg dahinter steckt. Die gewonnen Erkenntnisse fliessen in meine Arbeit im Coaching und in der Prozessbegleitung laufend mit ein. Das bewusste und geduldsame Erfahren dieses Übergabeprozesses hat mir als Fachperson und Unternehmerin neue Perspektiven eröffnet, mein Methodenset erweitert und mir einmal mehr gezeigt, wie wertvoll Veränderungsimpulse von aussen sein können.

 

Regelmässige Reflexionsmomente einplanen und aktuelle Fragestellungen aus unterschiedlichen Perspektiven besprechen und diskutieren. Sind wir noch auf dem für uns stimmigen Weg? Wo wollen wir justieren? Was behalten wir bei?

 

Schlüsselmomente & Erkenntnisse

  1. JA! Am Anfang steht ein kraftvoller Entschluss des Wollens - kombiniert mit dem Vertrauen ins Gelingen.

  2. Würdigung, dessen was war, unterstützt den Loslass-Prozess.

  3. Reflexion als Erfolgsfaktor anerkennen und entsprechenden Raum und Zeit dafür einplanen.

  4. Wahrnehmen und benennen, was ist (+/-). Zeitnah. Nicht per Mail oder WhatsApp. Sondern im persönlichen Austausch. Jede Gesprächsminute hat mehr Wert als ein seitenlanges Mail.

  5. Über Gefühle reden; genauso wie über Geld und Anspruch.

  6. Bereitschaft, kritische Rückmeldungen anzunehmen und daraus zu lernen.

  7. Unterschiedlichkeiten anerkennen, respektieren und voneinander lernen.

  8. Im Kontakt bleiben. Auch dann, wenn es eine Zusatzschlaufe bedeutet.


Und zum Schluss das wichtigste

Danke! Meinem Mann, meinen Kids und meinem sagenhaften Netzwerk aus interessierten und erfahrenen Menschen. Und natürlich Doris Rucktuhl. Ihr alle unterstützt mich bei meiner persönlichen und unternehmerischen Entwicklung.

 
 

© März 2024 - Autorin: www.isabelle-sailer.ch