My age? Who cares?

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Jonathan Isenring | digitalfestival.ch

Von Jonathan Isenring, Mitgründer vom Digital Festival und Hack Zurich will ich wissen, ob junge Menschen die besseren Geschäftsleute sind.

 

Keine 30 und doch ist er job- und karrieremässig schon weiter als mancher 40-Jährige. Jonathan Isenring ist Mitgründer vom Digital Festival und Hack Zurich. Zusätzlich coacht er ausgewählte Innovationsprojekte.

Jonathan, sind junge Menschen die besseren Geschäftsleute? 

Nein. Warum denn?

Nun. Dein Leistungsausweis in Deinem Alter ist "ordeli" beeindruckend. Bestimmt bin ich nicht die erste, die dich darauf anspricht?

Nein. Das bist du nicht. Aber es ist ja nicht mein Alter sondern meine Denkhaltung und Arbeitsweise, die meine Arbeit auszeichnen. Wen kümmert schon mein Alter? Ich versuche mit der Qualität meiner Arbeit zu überzeugen.

Magst ein Beispiel geben?

Beim Digitalfestival zum Beispiel kuratiere ich die Inhalte - dabei brauche ich ein gutes Fingerspitzengefühl für die richtige Wahl der Themen und Referenten. Das gelingt mir ganz gut, soweit ich das beurteilen kann. Jedoch nicht dank und auch nicht trotz meines Alters. Entscheidend ist meine Erfahrung und die Qualität meines Netzwerks, das ich sehr sorgsam pflege. 

Dann kam für dich gar nie etwas anderes als die Selbständigkeit in Frage? Woher kommt deine Motivation?

Ich war meistens selbständig tätig, verfüge aber auch über Praxiserfahrung als Angestellter. Während 4 Jahren arbeitete ich in der Stadtverwaltung Wädenswil. Danach war ich am Lehrstuhl von Prof. Dr. Eberle an der Universität Zürich tätig. Punkto Motivation: Ich mache das, was ich mache sehr gerne. Tönt einfach. Stimmt aber und ist entscheidend. Ich lerne täglich Neues dazu. Treffe interessante Menschen und erhalte so Einblick in unterschiedlichste Industrien und Branchen. Dank meiner Erfahrung im Innovationsbereich darf ich mich auch aktiv bei der Gestaltung von Projekten einbringen. Dass ich hier Impact haben kann, das gefällt mir. So entwickeln wir zum Beispiel den Hack Zurich stetig weiter.

 
Ich bin nicht dank und auch nicht trotz meines Alters gut in dem was ich tue. Entscheidend ist meine Erfahrung und die Qualität meines Netzwerks, das ich sehr sorgsam pflege.
— Jonathan Isenring, Digital Festival
 
 

Aber es ginge doch auch einfacher. Nicht? Es ist doch schon auch ein "Chrampf", sich immer wieder von Neuem selber zu motivieren?

Die Selbstständigkeit bringt Vor- und Nachteile mit sich. Was nicht? Ich liebe meine Flexibilität. So gehe ich z.B. für die Bearbeitung strategischer Themen gerne in die Berge arbeiten. An schönen Sommertagen höre oft spontan früh am Nachmittag auf, um den Tag zu geniessen und stelle meine Arbeit dann spät am Abend fertig. Umgekehrt kann ich meine Verantwortung kaum ablegen und damit fällt mir das "Abschalten" natürlich auch nicht immer leicht. Wäre die langfristige Sicherheit ein wichtiger Faktor für mich, würde ich vielleicht auch ein anderes Modell wählen.

Wie ist das eigentlich mit dem Teamplay als Einzelkämpfer?

Ganz ehrlich? Ich vermisse die regelmässige Gesellschaft eines Büroalltags schon.
Bei Entscheidungen muss ich mich oft auf mich selber oder das Feedback von wenigen aus meinem Umfeld verlassen. Da fehlt mir der Rückhalt eines grösseren Teams von Zeit zu Zeit. Die Teamarbeit aber geht mir aufgrund meiner Selbständigkeit ja nicht abhanden. Ich arbeite dank unterschiedlicher Aufträge ständig in neu formierten Teams.

Musstest du schon Mal dem „Alles-Einmal-Neu“-Knopf drücken? Wenn ja - warum?

Glücklicherweise im Grossen noch nicht, im Kleinen immer wieder für gewisse Entscheidungen. Meine Erfahrung nach zahlt sich Selbstverliebtheit und ein zu starker und einseitiger Fokus auf eigene Ideen nicht aus. Da musste ich auch schon zurückkrebsen. Distanz und ein ehrliches Feedback von Dritten helfen mir in solchen Situation weiter. 

 

 
Quelle: digitalfestival.ch

Quelle: digitalfestival.ch

Was waren Deine Anfangsfehler?

Am Anfang meiner beruflichen Tätigkeit, da war ich stark aufs Machen fokussiert. Manchmal muss man sich auch die Zeit nehmen, Bestehendes kritisch zu hinterfragen und strategische Überlegungen stärker zu bewerten. Ich habe lernen müssen, dass sich mein Fokus immer auf das Kundenbedürfnisse und das Produkt richten soll. Sonst geht's schief.

 

Kannst du das konkretisieren?

Wir haben immer mal wieder Ideen für die Erweiterung der Angebots der Teilnehmenden beim HackZurich und Digital Festival. Einige davon haben wir auch schon implementiert, weil wir selbst so stark davon überzeugt waren. Am Ende hatten wir einen beträchtlichen Aufwand, welcher von den Teilnehmenden aber gar nicht wahrgenommen oder wertgeschätzt wurde.

Zum Abschluss noch etwas Handfestes aus dem Praxisalltag:
Mit welchen kleinen feinen Tools vereinfachst du dir den Alltag?

Collaboration Tools wie Google Drive, Slack oder Evernote LinkedIn für die Pflege des Netzwerks, ach ja- und: spotify!

 

© - Autorin: www.isabelle-sailer.ch