Way beyond my comfort zone

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Sophie Lamparter, Dart

Von Sophie Lamparter will ich wissen, was die Ernennung zum Digital Shaper 2018 in der Bilanz für sie als Person und ihr Startup DART bedeutet. Und was sie nun daraus macht.

 
 

Sophie, die Bilanz ernannte Dich zum DigitalShaper 2018. Ziemlich unverhofft, wie Du erzählst hast. Bist Du stolz auf diese Anerkennung?

Ja. Schon. Mich freut es, dass ich gesehen werde und unsere Arbeit anerkannt wird.

Das ist nicht selbstverständlich. Alleine in San Francisco gibt es 170 Inkubatoren und Accelerators für Startups. Unser Fokus auf die Mensch-Maschine Interaktion macht uns aber einzigartig. Wir stellen Design und Kunst in den Vordergrund. Zwei Blickwinkel, die uns auszeichnen. DART steht für Design, Art, Research und Technologie.

Hast Du überhaupt nicht auf diese Ernennung hingearbeitet?

Nö! Die Ernennung kam tatsächlich ohne Bemühungen meinerseits und somit ziemlich unverhofft. Natürlich hatte ich aufgrund meiner vorherigen Arbeit bei swissnex in San Francisco eine exponierte Rolle, und somit auch die Möglichkeit, mich in der Schweizer Startup und Digital-Szene bekannt zu machen.

Und ganz ehrlich: in Bezug auf mein aktuellstes Projekt (habe mich erst kürzlich selbständig), kommt mir diese Anerkennung natürlich sehr zu Gute. Abgesehen davon, sind auch sehr viele alte Bekannte, Freunde und Familie dank der Publikation auf mich zugekommen. Wie zum Beispiel du :-)
Das freut mich natürlich genauso!

An was bist Du denn aktuell grad dran?

Ich trage zur Zeit eigentlich gleich mehrere Hüte.

Das tönt ganz schön vielfältig. Was bringst Du denn alles zusammen?

Ja. Es ist vielfältig und ich bin dankbar dafür, dass sich die verschiedenen Tätigkeiten gegenseitig ergänzen.

Dann erzähl Mal.

Gerne! Bei Dartlab.io unterstütze ich zusammen mit meiner Geschäftspartnerin Arijana Walcott als CEO und Coach ausgewählte Teams und junge Unternehmen, ihr Angebot in San Francisco zu testen, Feedback einzuholen und mit passenden Partnerfirmen in Kontakt zu treten um zu skalieren. Zudem trifft man mich als Jurorin bei diversen Wettbewerben und Ausschreibungen. Da lerne ich Startups kennen, die über ein Potenzial zur Weiterentwicklung verfügen.

Die Bilanz schreibt, dass Du Dich bei Mindmaze stark eingebracht hattest.

Nun. Ich darf für Mindmaze als Beraterin tätig sein. Ein ausgesprochen spannendes Startup, das sich in kürzester Zeit zum ersten und einzigen Schweizer «Unicorn» gemeistert hat, und sich darauf spezialisiert hat Neuroscience und Mixed Reality Technologien zusammenzubringen.

Ja. Und zuletzt - und das ist meine grösste selbst auferlegte Herausforderung im Moment: Wir sind auf Investorensuche für einen eigenen Fond. Hier gehe ich, was meine bisherige Arbeit angeht, «way beyond my comfort zone». Ich plädiere ja immer dafür, eigene Grenzen zu überwinden, um weiterzukommen. Das mache ich hiermit aktiv - und diese Arbeit hält mich im Moment ganz schön auf Trab.

Warum denn ein eigener Fond? Ihr verfügt ja über hochkarätige Schweizer-Sponsoren.

Swissnex, Swisscom, Pro Helvetia, Gebert Ruef und das Engagement Migros haben DART von Anfang an unterstützt und unsere Pilotjahr mitfinanziert. Diesen Sponsoren haben wir es zu verdanken, dass wir so toll loslegen konnten.

 
Künftig wollen wir mit mehr Ressourcen und einer stärkeren Finanzkraft mitwirken können.
Wir sind auf Investorensuche für einen eigenen Fond. Hier gehe ich, was meine bisherige Arbeit angeht, «way beyond my comfort zone». Ich plädiere ja immer dafür, eigene Grenzen zu überwinden, um weiterzukommen. Das mache ich hiermit aktiv.
— Sophie Lamparter
 
 

Und wie geht es nun weiter?

Wir werden auch weiter mit Stiftungen und Sponsoren arbeiten um unsere «early Testing Lab» zu ermöglichen, da nehmen wir ganz frühe Ideen und Teams, oft noch vor einer Firmengründung nach San Fransisco um einen ersten Prototypen zu testen – hier bewegen wir uns klar im Nonprofit-Bereich. Das macht Sinn, denn neue kreative Ideen brauchen Raum zum experimentieren. Wenn es dann aber um die Skalierung geht brauchen die meisten Startups richtig Geld. Mit unserem Fond werden wir in diese ausgewählten, vielversprechendsten Startups investieren.

 
Sophie Lamparter, im Gespräch mit Isabelle Sailer, November 2018

Sophie Lamparter, im Gespräch mit Isabelle Sailer, November 2018

Was macht Dich so sicher, dass Euch dies gelingen wird?

Sicher bin ich nicht. Aber ich bin überzeugt von unserer Idee, unserer Nähe zu den Startups, unserem Sachverstand und der Qualität unseres Netzwerks in der Schweiz und in den USA. Wir waren tatkräftig und nachweislich am Erfolg Schweizer Startups beteiligt, auch mit kleineren eigenen Investitionen. Künftig wollen wir mit mehr Ressourcen und einer stärkeren Finanzkraft mitwirken können. Das dünkt mich eine gute Ausgangslage.

 

Du hast Dich also nach langjähriger Tätigkeit bei swissnex als Associate Director and Summer CEO mit dem Startup DART selbständig gemacht.

Ja. Ein Wechsel tut manchmal ganz gut und ich wollte schon lange was Eigenes auf die Beine stellen.

Was hat Dich motiviert, Deinen eigenen Unternehmerinnen-Weg einzuschlagen?

Zusammen mit meiner Geschäftspartnerin Arijana Walcott, die von der Swisscom kam, haben wir den Sprung in die Selbständigkeit gewagt. Was trieb mich zu diesem Schritt? Ich bin seit einigen Jahren fasziniert von allen Themen rund um “Humanizing Technology” (Vermenschlichung der Technologie").

Was genau ist damit gemeint?

Die Interaktion mit Technologie ist längst nicht mehr zweidimensional (Bildschirm / Tastatur) sondern nimmt neue Interaktionsformen an: Augmente und Virtual Reality, Automation, AI, Robotik, Sprache, Gestik oder direkt zwischen Hirn und Computer sind hier die passenden Stichworte. Sprechen wir von der Zukunft, so geht es aus meiner Sicht im Wesentlichen um die Schnittstelle zwischen Mensch und Maschine und wie wir diese Interaktionen gestalten wollen.

Kommt hier die interdisziplinäre Denkweise ins Spiel, die Du verschiedentlich in Auftritten und in unserem Gespräch erwähnt hast. Was genau meinst Du damit?

Ja! Ich will nicht in einer Welt leben, die nur von Ingenieuren oder Programmierern entwickelt wird, genau so wenig wie ich in einer Stadt wohnen möchte, die nur von Künstlern und Designern erdacht wurde. Unsere Welt wird immer komplexer und schneller. Wir können Zusammenhänge nur begreifen und uns in die richtige Richtung weiterentwickeln, wenn wir verschiedenen Perspektiven und Wissensträger zusammenbringen und dabei unterstützen gemeinsam etwas entstehen zu lassen.

Magst noch ein Beispiel aus der Praxis nennen?

Ein gutes Beispiel für einen Interdisziplinären Ansatz und die Umsetzung von «Humanizing Technology» ist wie der Name schon sagt das Startup «humanisingautonomy.com» aus London. Das Team hinter dem Startup hat sich intensiv mit der Kommunikation zwischen selbstfahrenden Autos und Fussgängern auseinandergesetzt. Das Startup analysiert das Verhalten von Fussgängern weltweit und verfügt heute über gehaltvolle internationale Daten, die zur Sicherheit im Strassenverkehr mit selbstfahrenden Autos beitragen.

Greift das Startup hier nicht noch etwas arg weit vor punkto zukünftiger Entwicklung?

Nein das denke ich nicht. Die Überlegungen sind zeitlich sehr relevant und bei den Autofirmen bald schon ein grosses Thema. Im Moment werden noch alle Ressourcen in die Technology gesteckt, damit das Auto auf der Stresse überhaupt navigieren kann (Computer Vision, Kameras, Sensorik etc.) Aber das Design, die Interaktion mit den Menschen auf der Strasse sollte die Entwicklung ebenfalls mitbeeinflussen und nicht erst als ‘after thought’ später dazukommen, wenn die autonomen Fahrzeuge bereits unser Stadtbild dominieren. Hier in San Francisco sehen wir bereits 3-4 selbstfahrende Fahrzeuge pro Tag auf der Strasse. Zwar immer noch in Testphase mit einem Sicherheitsfahrer bemannt. Aber der nächste Schritt kommt schneller, als viele von uns denken. Und hier setzt das Startup an.

Und zum Schluss: Kommst Du wieder in die Schweiz zurück?

Ich bin ja eigentlich gar nie ganz weggegangen. Ich lebe zwar in San Francisco, aber ich habe in meiner Zeit bei swissnex eng mit und für die Schweiz gearbeitet. Das ist jetzt bei DART ähnlich, wir können zwar jetzt arbeiten mit wem wir wollen, aber dank unserem persönlichen Netzwerk werden wir immer vor allem in der Schweiz Projekte und Startups finden. Die Hochschulen in der Schweiz sind ausgezeichnet und viele der Projekte können von einem Zugang zu den USA und dem Silicon Valley profitieren. Ich bin mindestens alle zwei Monate in der Schweiz und meine Co-Founderin Arijana ist jetzt wieder fix in Zürich.

 

© - Autorin: www.isabelle-sailer.ch